Schimmelsanierung
Schimmel entfernen zum Werterhalt
Schimmelbefall in den Wohnräumen kann nicht nur eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Bewohner bedeuten, sondern auch den Verkehrswert eines Gebäudes mindern. Die Schimmelbekämpfung liegt damit sowohl im Interesse der Bewohner als auch der Vermieter. Tritt Schimmel auf, müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden, um den Schimmel dauerhaft zu entfernen. Unterschieden wird dabei zwischen Maßnahmen, die die Ursache des Schimmelproblems bekämpfen und solchen Maßnahmen, die lediglich die Symptome kaschieren. Richten sich die Maßnahmen nur gegen den sichtbaren, oberflächlichen Schimmel, breitet sich der Schimmel nach einer gewissen Zeit immer wieder aus. Eine Sanierung beinhaltet demnach immer eine Bekämpfung des sichtbaren sowie nicht sichtbaren Schimmels.
Voraussetzung für eine Schimmelsanierung ist die Identifikation der Schimmelursache. Liegt diese vor, kann entschieden werden, ob der Schimmel selbst entfernt werden kann oder von einem Fachmann entfernt werden muss. In einigen Fällen reichen Sofortmaßnahmen aus, die mit teils haushaltsüblichen Gebrauchsgegenständen durchgeführt werden können. Entscheidend sind dabei die richtige Durchführung sowie die Verwendung der richtigen Hilfsmittel, um nicht die eigene Gesundheit zu gefährden und den Schimmel dauerhaft entfernen zu können. In anderen Fällen ist es notwendig, spezialisierte Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Dieser Ratgeber gibt Informationen darüber, welche konkreten Maßnahmen bei kleinem und großem Schimmelbefall zu treffen sind.
Auf einen Blick: Sofortmaßnahmen bei leichtem Schimmelbefall
- Schutzkleidung tragen
- Menschen mit Atemwegserkrankungen oder geschwächtem Immunsystem sollten von einer eigenständigen Reinigung absehen
- Größere Gegenstände wie Möbel aus dem betroffenen Raum entfernen oder abdecken
- Kleinere Gegenstände (Kleidung, Kinderspielzeug, etc.) aus dem betroffenen Raum entfernen
- Staubarm arbeiten: Oberflächen anfeuchten oder absaugen
- Kontaminierte Gegenstände wie Textilien beseitigen
- Verwendung von Haushaltsreinigern und 70 – 80 %igem Alkohol
- Keine Verwendung von Schimmelbeseitigern mit Chlorbleiche oder Essig
Maßnahmen bei Schimmelbefall
Abhängig von der Belastungsart und dem Gefährdungsrisiko müssen unterschiedliche Maßnahmen getroffen werden. Entscheidend für die Wahl der angemessenen Maßnahme ist die zugrundeliegende Ursache des Schimmels.
Erst nach einer vollständigen Bestandsaufnahme des befallenen Objekts können Entscheidungen über das weitere Vorgehen getroffen werden.
Dennoch lassen sich alle Maßnahmen in folgende grundsätzliche Arbeitsschritte gliedern:
- Reinigung oder Entfernung von Schimmel
- Trocknung der betroffenen Fläche
- Desinfektion
- Feinreinigung
Je nach Ursache und Maßnahme gestalten sich die Arbeitsschritte unterschiedlich aufwendig. Bei einem Sekundärbefall reichen meist kleinere Sofortmaßnahmen. Liegt hingegen ein Primärbefall vor, müssen die betroffenen Stellen aufwendig saniert werden. Neben der Art des Befalls richten sich die Maßnahmen auch nach der Beschaffenheit des betroffenen Materials. Glatte Oberflächen verlangen andere Maßnahmen als poröse Oberflächen oder Textilien.
Sofortmaßnahmen bei Sekundärbefall mit Schimmel
Liegt ein nur kleinflächiger, oberflächlicher Schimmelbefall vor, helfen meist kleinere Sofortmaßnahmen zur Schimmelbeseitigung. Ein solcher Schimmelbefall kann meist auf falsches Heizen oder Lüften zurückgeführt werden und bedarf keiner aufwendigen Sanierung. Allerdings nur dann, wenn der Schimmel direkt entdeckt wurde und nicht genug Zeit hatte sich auszubreiten.
Folgende Schutzmaßnahmen sollten bei einer eigenständigen Schimmelbeseitigung in jedem Fall zur Anwendung kommen: Grundsätzlich sollten Menschen mit Atemwegserkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem von einer Reinigung von Schimmel befallenen Oberflächen absehen, da dies die Gesundheit beeinträchtigen kann. Auch wird generell von speziellen Schimmelbeseitigern abgeraten, die Chlorbleiche enthalten.
Solche Mittel bekämpfen zwar den Schimmel, belasten aber zusätzlich die Atemwege. Abgeraten wird auch von einer Reinigung mit Haushaltsessig. Dieser tötet den Schimmel zwar ab, unter gewissen Umständen kann Essig das Schimmelwachstum aber fördern.
Beim Umgang mit bzw. der Reinigung von schimmelbefallenem Material ist geeignete Schutzkleidung zu tragen. Dies beinhaltet einen passenden Handschutz (aus Gummi oder Kunststoff), Atemschutz, Schutzbrille sowie einen Schutzanzug. Der Atemschutz ist nach dem Gebrauch zu beseitigen. Zudem sollten befallene Gegenstände, die nicht mehr zu reinigen sind, luft- und stabdicht im Hausmüll entsorgt werden. Weiterhin ist es wichtig, dass staubarm gearbeitet wird. In keinem Fall sollten betroffene Stellen mit einem Besen oder einem trockenen Tuch behandelt werden, da sich sonst die Schimmelsporen in der Atemluft verteilen und so eine Gesundheitsgefährdung entsteht. Oberflächen sind vor einer Behandlung deshalb immer anzufeuchten oder abzusaugen (mit einem Feinfilter).
Wird der Schimmelbefall bemerkt, sollten Gegenstände wie Lebensmittel, Kinderspielzeug, Kleidung oder andere Textilien aus dem Raum entfernt werden, um eine Kontamination zu vermeiden. Größere Gegenstände wie Möbel sollten ebenfalls entfernt oder wenigsten abgedeckt werden.
Es wird empfohlen, die betroffenen Stellen mit herkömmlichen Haushaltsreinigern anzufeuchten und anschließend mit 70 – 80 %igem Alkohol (Ethanol oder Isopropanol) zu desinfizieren. Sowohl bei glatten Flächen wie Keramik, Fliesen, Metall, Glas oder lackiertem Holz als auch bei porösen Flächen wie Wandputzen oder Fugen ist diese Maßnahme zielführend. Auch bei Tapeten wird ähnlich vorgegangen: Die Tapete wird zunächst angefeuchtet und entfernt, dann wird die Wandfläche mit Alkohol behandelt. Bei ganz geringem Schimmelbefall kann es auch ausreichen, die betroffene Stelle auf der Tapete direkt mit Alkohol zu behandeln, damit nicht die komplette Tapete entfernt werden muss.
Allerdings lassen sich nicht alle Oberflächen reinigen. Probleme bestehen vor allem bei (Polster-) Möbeln und Textilien wie Vorhängen, Teppichen oder Decken. Es ist zwar möglich, den Schimmel auf Textilien durch mehrmaliges Reinigen in der Waschmaschine zu beseitigen, vorhandene Schimmelflecken können aber dauerhaft bestehen bleiben. Hier sollten Sie die betroffenen Möbel und Textilien entsorgen, um tatsächlich den Schimmel dauerhaft entfernen zu können.
Sind Polstermöbel von Schimmel betroffen, ist zunächst zu prüfen, ob der Befall direkt oder indirekt ist . Bei direktem Befall ist der Schimmel nicht nur oberflächlich, sondern befindet sich tief im Material. Der Schimmel konnte sich ausbreiten, weil das Möbelstück Feuchtigkeit aufweist. Ist der Befall hingegen indirekt, liegt die Ursache weniger in einer Feuchtigkeit des Möbelstücks als vielmehr in einer Kontamination durch andere schimmelbefallen Stellen. Aus diesem Grund ist es ratsam, größere Möbelstücke aus einem kontaminierten Raum zu entfernen, damit der Schimmel nicht überspringt.
Je nach Schimmelursache sind unterschiedliche Maßnahmen zu treffen. Wenn die Möbel direkt von Schimmel betroffen sind, lohnt sich eine Reinigung wirtschaftlich meist nicht, denn der Schimmel ist zu tief ins Material durchgedrungen. Hat der Schimmel dabei nicht nur das Polster, sondern zusätzlich noch das Holz angegriffen, ist es fraglich, ob eine Reinigung noch möglich ist. Ebenso ist nach einer Reinigung nicht garantiert, dass die Schimmelsporen komplett aus dem Material entfernt sind. Auch nach dem Abtöten können die Sporen noch gesundheitsgefährdend sein. Es ist deshalb ratsam, schimmelbefallene Möbel aus der Wohnung zu entfernen.
Liegt hingegen eine nur indirekte Belastung der Möbel vor, reicht bei Polster eine oberflächliche Reinigung mit einem Staubsauger mit Feinfilter (HEPA-Filter) aus. Schimmelbefallenes Holz sollte abgehobelt und anschließend desinfiziert werden.
Sanierung bei Primärbefall mit Schimmel
Ab einem großflächigen Schimmelbefall von über 0,5m² ist es ratsam, auf Sofortmaßnahmen zu verzichten und einen auf Schimmelbeseitigung spezialisierten Fachbetrieb zu engagieren, der die Sanierung übernimmt. Sofortmaßnahmen führen in diesem Fall zu keinem dauerhaften Erfolg. Über geeignete Fachbetriebe kann sich bei den Verbraucherzentralen oder den Gesundheitsämtern informiert werden.
Mike Hahn: „Um die Ursache des aufgetretenen Schimmelpilzwachstums eindeutig bestimmen zu können, ist es notwendig, die Art und Ursache der Feuchtigkeit zweifelsfrei zu bestimmen. Weiterhin müssen die übrigen Wachstumsbedingungen für Schimmelpilzwachstum wie z.B. Wärmedämmverhalten der Außenwände oder organische Wandbaustoffe, vor Ort abgeklärt werden. Die Ursachensuche sollte aufgrund der Komplexität generell Fachleuten vorbehalten sein.“
Wird der Schimmelbefall durch Risse im Mauerwerk, undichte Dächer, Überschwemmungen nach einem Hochwasser oder defekte Rohrleitungen hervorgerufen, muss zu einer nachhaltigen Schimmelbekämpfung erst die Schimmelursache beseitigt werden, damit sich der Schimmel nicht immer wieder ausbreitet. Auch bauliche Mängel oder unsachgemäß durchgeführte energetische Sanierungen können Ursache für Schimmelbefall sein. Erst nach einer Bestandsaufnahme durch einen Sachverständigen und der Ursachenbehebung kann schließlich mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten begonnen werden.
Je nach Ursache können die Sanierungsarbeiten von einfachen chemischen Reinigungen bis hin zu einer Komplettsanierung reichen. Mike Hahn gibt zu bedenken: „Eine chemische Reinigung behebt niemals die tatsächliche Schadensursache .“ Wird beispielsweise ein Rohrbruch direkt entdeckt, kann eine maschinelle Trocknung des Raums bereits ausreichen, um den Schimmel wirksam zu bekämpfen. Hatten Feuchtigkeit und Schimmel aber genug Zeit, sich im Boden oder in den Wänden auszubreiten, ist eine Komplettsanierung notwendig. Dies bedeutet, dass schimmelbefallene (meist auch noch umliegende Stellen) entfernt und ausgetauscht werden müssen. Ist beispielsweise der komplette Putz einer Wand von Feuchtigkeit und Schimmel betroffen, muss dieser ab- und neu aufgetragen werden. Um eine dauerhafte Schimmelbeseitigung zu gewährleisten, muss dies von Fachbetrieben übernommen werden.
Bei Holz ist nicht immer eindeutig, ob es entfernt und ausgetauscht werden muss oder eine oberflächliche Behandlung ausreicht, denn es ist schwer einzuschätzen, wie tief der Schimmel im Holz sitzt. Während saugfähige Holzmaterialien wie Spanplatten oder OSB-Platten immer vollständig entfernt werden sollten, unterliegt dies bei unbehandeltem Holz der Einschätzung des Experten. Im Notfall sollte auch hier das Holz besser entsorgt werden, um keinen weiteren Schimmelbefall zu riskieren.
FazitSchimmelsanierung - Werterhalt bei Schimmelbefall
Welche Maßnahmen beim Schimmelbefall zur Anwendung kommen, sollte von der Schimmelursache abhängig gemacht werden. Nicht jeder Schimmelbefall bedarf einer aufwendigen Sanierung, in vielen Fällen kann aber nur ein Fachmann den Schimmel dauerhaft entfernen. Tritt Schimmel in der Mietwohnung auf, sind die zu treffenden Maßnahmen in jedem Fall mit dem Vermieter abzusprechen.